Survival – Überleben in der Wildnis

Survival – ein Begriff, der Abenteuer, Gefahr und Selbstbehauptung in der Natur verkörpert. Doch hinter dem romantisierten Bild vom Einzelkämpfer in der Wildnis steckt eine tiefgründige Disziplin: Survival bedeutet mehr als nur Feuer machen und wilde Beeren essen. Es ist die Kunst und Wissenschaft des Überlebens unter extremen Bedingungen, bei minimaler Ausrüstung, oft abseits der Zivilisation. Ob nach einem Unfall, einer Naturkatastrophe oder auf einer geplanten Expedition – Survival-Kenntnisse können über Leben und Tod entscheiden.

Dabei unterscheiden sich die Techniken und Hilfsmittel, die man in unterschiedlichen Umgebungen braucht. Wer Survival in der Wüste beherrscht, der ist nicht unbedingt zum Survival im Wald fähig. Aber wer die grundlegenden Prinzipien des Survival beherrscht, steht in jeder Situation besser da, als wenn man unvorbereitet ist.

1. Die Grundprinzipien des Survival

Survival basiert auf einigen klaren Prinzipien, die in Notlagen Orientierung geben. Die „Survival-Regel von drei“ dient dabei als hilfreicher Leitfaden:

  • 3 Minuten ohne Luft – Atmung ist oberste Priorität.
  • 3 Stunden ohne Schutz – Unterkühlung oder Überhitzung kann lebensgefährlich sein.
  • 3 Tage ohne Wasser – Der menschliche Körper dehydriert rasch.
  • 3 Wochen ohne Nahrung – Essen ist wichtig, aber nicht sofort überlebensentscheidend.

Diese Prioritäten helfen, in kritischen Situationen sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

2. Mentale Stärke – der wichtigste Survival-Faktor

Die vielleicht wichtigste Komponente im Survival ist die mentale Einstellung. Panik, Angst oder Hysterie können lebensbedrohliche Fehler verursachen. Deshalb ist die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, rational zu denken und mit Stress umzugehen, essenziell.

SURVIVAL kann auch als Akronym verstanden werden:

  • S – Size up the situation (die Lage erfassen)
  • U – Undue haste makes waste (übereilte Entscheidungen vermeiden)
  • R – Remember where you are (Orientierung bewahren)
  • V – Vanquish fear and panic (Angst kontrollieren)
  • I – Improvise (improvisieren)
  • V – Value living (den Lebenswillen bewahren)
  • A – Act like the natives (von der Natur/dem Ort lernen)
  • L – Learn basic skills (Grundtechniken beherrschen)

3. Schutz und Unterkunft

Ohne Schutz ist man den Elementen ausgeliefert. Kälte, Regen, Schnee oder extreme Hitze können in kürzester Zeit lebensgefährlich werden. Eine einfache Unterkunft schützt vor Wind, Nässe und Insekten.

Survival in der Wildnis
Survival in der Wildnis

Wichtige Überlegungen beim Bau eines Notunterstands:

  • Lage: Erhöhte, trockene Standorte sind ideal. Vermeide Flussnähe bei Regengefahr.
  • Material: Äste, Laub, Moos, Schnee – die Natur bietet viele Ressourcen.
  • Feuerstelle: Nähe zur Unterkunft, aber sicher positioniert (Funkenflug beachten).

Beispiele für Unterkünfte:

  • Lean-to: Schrägdach aus Ästen und Laub.
  • Debris Hut: Iglu-ähnliche Struktur aus Naturmaterialien.
  • Schneegrube: In kalter Umgebung, gut isolierend.

4. Feuer machen – Wärme, Licht, Schutz

Feuer ist eines der wichtigsten Survival-Werkzeuge. Es spendet Wärme, trocknet Kleidung, dient der Wasseraufbereitung und schreckt Tiere ab.

Methoden zum Feuer machen:

  • Feuerstahl: Zuverlässig, selbst bei Nässe.
  • Feuerzeug/Streichhölzer: Nützlich, aber anfällig für Feuchtigkeit.
  • Reibungsmethoden: Bogenbohrer, Handdrill – anspruchsvoll, aber möglich.
  • Linsen/Konzentrierte Sonnenstrahlen: Bei gutem Wetter einsetzbar.

Wichtige Komponenten:

  • Zunder: Sehr feines, trockenes Material (z. B. Birkenrinde, Watte, Harz).
  • Kleinholz: Für den Übergang zur offenen Flamme.
  • Brennmaterial: Dickere Äste und Holzscheite.

Feuer sollte stets kontrolliert und vollständig gelöscht werden, um Waldbrände zu vermeiden.

5. Wasser – Überlebenswichtig

Der Mensch kann nur wenige Tage ohne Wasser überleben. In Survival-Situationen ist das Finden und Reinigen von Wasser oft die größte Herausforderung.

Mögliche Wasserquellen:

  • Flüsse, Bäche, Seen: Immer möglichst nahe an der Quelle entnehmen.
  • Pflanzenwasser: Kondenswasser in Blättern, Bambusrohre, Weinreben.
  • Tau: Mit einem Tuch auffangen.
  • Regenwasser: In Planen, Behältern oder aus Vertiefungen sammeln.

Wasseraufbereitung:

  • Abkochen: Sicherste Methode – 3–5 Minuten kochen.
  • Filter: Mit Aktivkohle, Sand, Stoff improvisierbar.
  • Chemische Entkeimung: Tabletten oder Tropfen, wenn vorhanden.
  • UV-Desinfektion: Solarlampen oder UV-Sticks.

Trinke niemals Meerwasser, stehendes Wasser mit Algen, Urin oder Alkohol – sie verschlechtern den Zustand nur.

6. Nahrung – Energie und Moral

Nahrung ist kurzfristig nicht lebensnotwendig, aber auf längere Sicht entscheidend für Energie und Moral. In der Natur gibt es viele essbare Pflanzen, Tiere und Insekten – jedoch mit Vorsicht!

Mögliche Nahrungsquellen:

  • Pflanzen: Beeren, Nüsse, Wildgemüse (z. B. Brennnessel, Löwenzahn).
  • Insekten: Proteinreich, weltweit akzeptiert in Survival-Szenarien.
  • Fische & Kleintiere: Mit selbstgebauten Fallen, Speeren, Schnüren fangbar.

Vorsicht:

  • Viele Pflanzen sind giftig! Nur essen, was man sicher erkennt.
  • „Universalpflanzentest“: Ein mehrstufiger Test über mehrere Stunden, um Verträglichkeit zu prüfen – aber nur im äußersten Notfall anwenden.
  • Niemals Pilze essen, wenn man nicht 100 % sicher ist.

7. Orientierung und Navigation

Wer sich in unbekanntem Gelände verirrt, braucht Orientierung. Moderne Hilfsmittel wie GPS oder Karten sind hilfreich, aber nicht immer verfügbar. Deshalb sind natürliche Navigationsmethoden überlebenswichtig.

Hilfsmittel und Techniken:

  • Sonne: Geht im Osten auf, im Westen unter.
  • Schattenstock-Methode: Bestimmung der Himmelsrichtung anhand des Schattenverlaufs.
  • Mooswachstum: Oft auf der Nordseite – nicht absolut zuverlässig.
  • Sterne: Polarstern (Norden), Sternbilder als Orientierung.
  • Kompass: Grundlegende Kenntnisse zur Nutzung vorausgesetzt.

Bleibe möglichst in der Nähe deines letzten bekannten Aufenthaltsorts – das erhöht die Chance, gefunden zu werden.

8. Erste Hilfe und Gesundheit

Verletzungen, Infektionen oder Erkrankungen können in der Wildnis schnell bedrohlich werden. Ein grundlegendes Wissen in Erster Hilfe ist deshalb unerlässlich.

Typische Gefahren:

  • Wunden und Schnitte: Reinigung, Desinfektion, Verband.
  • Insektenstiche: Kühlung, Juckreiz lindern, auf allergische Reaktion achten.
  • Verbrennungen: Kühlen, vor Infektion schützen.
  • Brüche/Verstauchungen: Ruhigstellen, mit improvisierten Schienen arbeiten.
  • Dehydration/Hitze-/Kälteschock: Sofortiges Handeln erforderlich.

Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set sollte in keiner Ausrüstung fehlen.

9. Notzeichen und Rettung

Survival bedeutet nicht nur durchhalten, sondern auch aktiv Hilfe herbeiführen. Die richtige Signalgebung kann den Unterschied machen.

Signale:

  • Feuer: Drei Feuer in Dreiecksform = Notsignal.
  • Spiegel: Sonnenreflexion als Fernsignal.
  • Pfeifen: 3 kurze Töne wiederholt = SOS.
  • Bodenzeichen: Große Buchstaben (z. B. SOS, X) aus Steinen, Ästen oder Kleidung.
  • Handzeichen an Hubschrauber: Beide Arme hoch = „Ich brauche Hilfe“.

10. Ausrüstung – was wirklich wichtig ist

In der Outdoor- oder Bushcraft-Szene gibt es unzählige Gadgets. Doch für echtes Survival sind nur wenige Dinge wirklich essenziell:

Die „5 C’s of Survivability“ (nach Dave Canterbury):

  1. Cutting tool: Messer oder Multitool.
  2. Combustion device: Feuerstahl, Feuerzeug.
  3. Cover: Tarp, Notfallponcho.
  4. Container: Metallbehälter zum Wasserkochen.
  5. Cordage: Paracord oder starke Schnur.

Weitere nützliche Gegenstände:

  • Kompass
  • Erste-Hilfe-Set
  • Signalspiegel
  • Taschenlampe
  • Notration
  • Wasserfilter

Fazit

Survival ist weit mehr als ein Trend